Weihnachtsgeschichte für Männer

Bald ist es wieder soweit, die Weihnachtszeit naht. Mit großen Schritten sieht ihr die Weihnachtswerkstatt entgegen. Alle sind fleißig am Werkeln, Denken, Planen und Schimpfen. Noch 6 Wochen, aber irgendwie will es in diesem Jahr nicht so recht voran gehen. Die Menschen haben keine Zeit mehr, Wunschzettel zu schreiben, allen voran die Damenwelt. Die Frauen müssen kochen, waschen, Hausaufgaben mit den Kindern erledigen, Mama-Taxi spielen, zum Tennis, zur Krabbelgruppe, zur Selbstverteidigung, zum Therapeuten, zur Maniküre und zur Pediküre, zum Friseur und zum Shoppen gehen. Sie müssen funktionieren oder auch sich selbst verwirklichen. Wo sollte da die Zeit herkommen, einen Wunschzettel zu schreiben?

Anders hingegen sieht es bei den Männern aus. Die liegen auf der Couch, müssen sich zwar mit der Fernbedienung sowie den verlorenen Spielen ihres Lieblingsvereins abquälen, aber sie sind ja multitasking, sie können sich trotz des ganzen Stresses noch etwas wünschen. Dazu brauchen sie allerdings keinen Wunschzettel zu schreiben, nein, sie schreien es hinaus in die Welt: „Mir fehlt zu meinem Glück nur noch ein Porsche!“ „ Ach, bekäme ich doch noch eine Eintrittskarte für den VFB!“ „Bier!“ So oder ähnlich sind die Wünsche der Männerwelt.

Bei den Kindern ist es auch nicht schwer, denn die fleißigen Lehrer und Kindergärtnerinnen sorgen dafür, dass sich die Kleinen etwas wünschen und es auch immer noch – selbst im Zeitalter der Technik – zu Papier bringen. Fortschrittlichere Lehrer – natürlich auch wieder die Männerwelt! -, lassen es sogar zu, dass die Schüler und Schülerinnen eine E-Mail oder eine sms an den Weihnachtsmann schreiben. Welch Glück, dass auch im Himmel die Zeit nicht still stehengeblieben ist! Petrus, der IT-Beauftragte dort oben, leitet die Mails und sms‘ alle umgehend weiter an den Werkstattvorsitzenden, den Engel Bjarne-Maximilian.

Aber das größte Problem bleibt bestehen: Keiner weiß, was sich die Frauen wünschen. Da schickt Bjarne-Maximilian einige der Hilfsengel auf die Erde, um herauszufinden, was es sein könnte. Doch – o Schreck -, auch sie finden es nicht heraus. Alle kommen sie der Reihe nach wieder die Himmelsleiter emporgeklettert und berichten. Doch leider…nichts Positives! Die Damenwelt scheint wunschlos glücklich zu sein?! Da erklimmt der letzte Engel die Himmelsleiter und auch er schüttelt den Kopf. Alle stöhnen auf und sind deprimiert. Selbst das Ehepaar Weihnachtsmann scheint tief deprimiert zu sein. Bekommen doch die Männer ihre heißgeliebten Socken, Krawatten, Whisky-Flaschen und Rasierwässerchen. Für einige werden gerade in der Himmelswerkstatt Eisenbahnen mit Waggons und Mini-Landschaften sowie die Autorennbahnen konstruiert. Aber was ist mit den Frauen? Da meldet sich der letzte Engel mit dünnem Stimmchen zu Worte: „Was die Frauen sich wünschen, habe auch ich nicht herausfinden können, aber ich habe eine Entdeckung gemacht. All überall in den Straßen der Welt traf ich Männer, die behaupteten, sie wüssten, was sich Frauen wünschen. Selbst auf großen Plakaten war zu lesen: ‚Männer wissen, was sich Frauen wünschen.’“ Die ganze Himmelsschar jubelte laut auf. Kann es wahr sein? Ist das des Rätsels Lösung?

Schnell beruft der kluge Weihnachtsmann ein Sondergremium ein, welches berät, wie man nun vorgehen sollte. Das Ergebnis ist eindeutig: Einstimmig entscheidet man mit 3.496 Stimmen und einer Enthaltung, dass man drei bis vier dieser Männer in den Himmel holen solle, damit sie die Planungen der Himmelswerkstätte unterstützen könnten.

Gesagt – getan! Es werden die adrette Angela, die vollbusige Gabriela, die draufgängerische Stephanie sowie die überaus attraktive Raffaela auf die Erde gesandt, dass sie mit mindestens je einem Mann zurück kämen. Doch die Abreise verzögert sich geringfügig um 30 Tage, denn die drei Engelinnen müssen sich zunächst erst einmal Gedanken darüber machen, was sie in ihren Koffer für den Kurztrip packen sollen, sie müssen sich duschen, schminken und stylen. Doch endlich ist es soweit! Sie steigen, beladen mit 40 Koffern ins Himmelstaxi und machen sich auf den Weg zur Erde. Raffaela lässt sich in Italien absetzen, Gabriela in Frankreich, Angela in Spanien und Stephanie in Deutschland. Getrennt voneinander machen sie sich frohen Mutes daran, ein paar Männer zu sich in den Himmel zu locken. Doch wo sind sie alle? Ganz Europa scheint herrenlos zu sein. Die Straßen sind gähnend leer, die Frauen stehen in den Küchen, die Kinder liegen in ihren Betten. Und die Männer? Da entdecken unsere vier Engel beinahe gleichzeitig einige Männer, nein, falsch, sie entdecken ganze Männeransammlungen. Des Rätsels Lösung: Fußball-Europameisterschaft. In Bars, Kneipen, Wohnzimmern und sonst wo sitzen sie in Horden vor überdimensionalen Leinwänden, schreien, grölen, fluchen, schimpfen und jubeln. „Wie sollen wir die aber dazu bekommen, dass sie mit uns gehen?“, das fragen sich die vier Engel.

Aber Engel sind ja nicht dumm, und weibliche schon gar nicht. Per Handy und Smartphone tauschen sie sich sogleich aus und warten erst einmal die Halbzeit ab. Aber dann! In Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland spielt sich zur gleichen Zeit genau das Gleiche auf einem der Public-Viewing-Plätze ab: Gabriela, Stephanie, Raffaela und Angela stellen sich jeweils vor die riesige Leinwand, posieren und stellen die Frage „Wer will auf einer 20×20 Meter-Leinwand den Rest des Spiels sehen und anschließend mit einigen der Fußballer ein Bierchen trinken?“ Sofort schreien alle „Ja!“, „Oui!“ oder „Si!“. Auch als die Engel meinten, es könnten nur diejenigen mit, die wüssten, was Frauen wollten, meldeten sich wieder ausnahmslos alle Männer. Also entschieden sich unsere vier überaus attraktiven Engeldamen nach telefonischer Absprache dafür, je zwei Männer mitzunehmen, da sonst nicht genügend Platz im Himmel für alle wäre. Gabriela nimmt sich zwei blonde, muskelbepackte Mannsbilder mit. Stephanie entscheidet sich für einen schwarzhaarigen und einen blonden, schlanken Mann. Raffaelas Entscheidung fällt auf zwei adonisgleiche Typen, und Angela schließlich zählt aus, weil sie sich nicht entscheiden kann: „Ene, mene, mengel, es nimmt dich mit ein Engel!“

Voller Stolz, mit jeweils zwei Koffer tragenden, männlichen Erdmenschen im Schlepptau, erklimmen Raffaela, Stephanie, Angela und Gabriela die Himmelsleiter. Oben werden sie schon sehnsüchtig von den Weihnachtselfen, den anderen Engeln, den Zwergen sowie von Weihnachtsmann und Weihnachtsfrau erwartet. Petrus hält sich dezent im Hintergrund, denn er muss ja schließlich aufpassen, wann der Anpfiff ist. Nun heißt es noch, 45 Minuten abwarten, dann sind die Männer wieder zu gebrauchen.

45 Minuten später:
Die Auflösung des Rätsels wird mit Spannung erwartet. Was wünschen sich die Frauen? Männer wissen, was sie sich wünschen: Parfüm, sexy Unterwäsche, ein neues Kochbuch und ….

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